Prof. Dr. Osman Eğri
Das obige Zitat stammt von Erich Fromms Buch „Die Kunst des Liebes“, in der er sagt, dass das Gefühl der Liebe erlernbar ist.
Ja, nur Menschen die Liebe erfahren können andere Menschen lieben. So schmerzhaft auch der rassistische Terror von Hanau ist, er hat uns den Stellenwert des Gefühls der Liebe in unseren Leben wieder in Erinnerung gerufen.
Der US-amerikanische Psychologe Daniel Goleman legt in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ dar, dass das Gefühl der Liebe Kindern zwischen Geburt und drei Jahren von der Mutter vermittelt wird und verweist auf eine Studie aus den Vereinigten Staaten: Die Studie untersuchte Gefängnisinsassen, die wegen Körperverletzung oder Mord verurteilt worden waren. Die Forscher fanden heraus, dass 90 Prozent der Insassen genau in den ersten drei Jahren ihres Lebens von der Mutter emotional vernachlässigt wurden. Das äußerte sich im Vermeiden von Augenkontakt und nicht in den Schoss nehmen können. Goleman kommt zu dem Schluss, dass die Kinder, die von der Mutter die Liebe nicht bekommen haben, im Erwachsenenalter andere nicht lieben können und keinen Erfolg hatten Mitgefühl und Barmherzigkeit anderen gegenüber zu zeigen. Deshalb haben sie anderen Menschen Leid zugefügt.
Der Terrorangriff in Hanau hat uns gezeigt, dass ein Individuum, dass weder lieben noch geliebt werden gelernt hat, nicht nur Menschen umgebracht hat, die er nicht kannte, sondern auch seine eigene Mutter tötete bevor er sich selbst das Leben nahm.
Ich glaube wir haben unseren Kindern beigebracht ein Beruf zu erlernen, eine Arbeit zu haben, Geld zu verdienen und Erfolg zu haben, aber wir haben ihnen nicht beigebracht ein integrativer Teil des sozialen Lebens zu werden und jeden Menschen bedingungslos zu lieben.
Kann man unsere Kinder, die die Vermittlung des Liebesgefühls brauchen, neben Mathematik, Biologie, Physik, Kunst, nicht auch in einem Fach unterrichten, in der sie alle Feinheiten und Facetten der Liebe kennen lernen? Die verschiedenen Arten der Liebe, ihre Kraft, ihren Beitrag zur Schöpfung des Menschen, die Psyche der Liebenden und welchen Schaden die Lieblosigkeit in einer Gesellschaft anrichten kann, wäre das nicht schön?
Aus Anatolien rief Yunus Emre die schöpferische Kraft der Liebe in die Welt „lasst uns lieben und geliebt werden, alles andere ist vergänglich“. Erich Fromm sagt „nur starke Menschen können bedingungslos lieben, Menschen mit schwachem Charakter hassen andere sehr schnell”. Können wir nicht aus beiden zusammen eine Symphonie schreiben?
Könnten wir die Fähigkeit zur Liebe in den Herzen der Kinder stärken, wenn wir ihnen Viktor Frankls Denken näherbringen, der sagte, dass „das Leben erst dann einen Sinn hat, wenn wir anderen Menschen helfen“, gepaart mit Mevlana Celalettin Rumis „wir sind nicht zum Trennen, sondern zum Zusammenführen gekommen?
In unserem aktuellen Leben jagen wir dem Wissen hinterher, um einen respektablen Status in der Gesellschaft zu haben, aber warum jagen wir nicht der Liebe hinterher, die uns einen Platz im Universum bescheren wird.
Ich glaube, dass alle Religionen, alle philosophischen Strömungen, die Psychologie, die Soziologie und Sozial-Anthropologie uns genug Mittel liefert, um die Liebe wieder auferstehen zu lassen.
Ja, die Liebe heilt am Ende alle Wunden, Hauptsache wir verwenden diese Medizin zur Heilung unserer an Lieblosigkeit erkrankten Herzen.
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